Sonntag, März 05, 2023

Moor-Wochenende

 Dieser Blogpost ist ein kleiner (kleiner!) Erfahrungsbericht. Am letzten Sonntag habe ich ausnahmsweise keinen Post veröffentlicht - am Wochenende war einfach zu viel los und ich hatte keine Zeit zum Schreiben. 

Von einer Naturschutzorganisation aus gab es einen sogenannten Naturschutzeinsatz im Moor, bei dem man einen Ranger bei seiner Arbeit unterstützen konnte. Wir waren ca. 30 Leute zwischen 15 und 30 Jahren und sollten beim Bau eines Dammes helfen. Der Schutz von Mooren ist wichtig, denn Moore sind nicht nur der Lebensraum verschiedenster Tiere wie zum Beispiel der Moorfrosch oder der Seggenrohrsänger, sondern auch von großer Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel.



Moore machen auf der ganzen Welt nur etwa 3 Prozent der Landfläche aus. Doch der Torf dieser Moore bindet etwa doppelt so viel Kohlenstoff, wie alle Wälder zusammen. Er speichert CO2 und kühlt damit das Klima - solange das Moor intakt ist.

Doch das sind viele Moore nicht mehr. In der Vergangenheit war es alles andere als einfach, in der Nähe eines Moores zu leben. „Oh schaurig ist´s, übers Moor zu gehen…“ - das Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff kennen fast alle. Moore wirkten gruselig und vor allem waren sie nicht geeignet für Landwirtschaft oder andere Nutzungen. Der überhebliche Kontrollwahn der Menschen führte dazu, dass sie begannen, Moore zu entwässern. Der Mensch musste die Natur besiegen, unterdrücken und in Ordnung bringen.

Heute wissen die meisten, was für ein schrecklicher Fehler diese Denkweise war und ist. Durch die Entwässerungsgraben wurden die Moore trockengelegt. So sind sie zwar für Landwirtschaft nützlich, aber nutzlos für den Klimawandel. hinzu kommt das „Abtorfen“, also der Abbau des Torfs. Dabei wird der gespeicherte Kohlenstoff freigesetzt und die Erderwärmung noch zusätzlich angekurbelt.

Beim Naturschutzeinsatz am letzten Wochenende wollten wir zumindest ein bisschen was zum Moorschutz beitragen. Wir sollten einen Damm bauen, der verhindert, dass weiterhin Wasser aus dem Moor abfließt. 

Ich habe mir unter „Dammbauen“ etwas völlig Falsches vorgestellt. Ein bisschen so, wie Kinder „Dämme“ und „Brücken“ bauen: Äste sammeln, aufhäufen, fertig. Aber so funktionierte das im Moor nicht. Erst einmal war der Damm nicht über der Erde, sondern im Moorboden drin. Ein Bagger hatte am Tag vor unserer Aktion ein Loch in diesen gegraben, in das wir den Damm setzen sollten. Am Samstagmorgen gegen 10 Uhr begannen wir - und mussten zuerst einiges an Regenwasser abschöpfen. Über Nacht war das Loch durch Regen und das Wasser des Moores zugelaufen, also mussten wir in einer Menschenkette Eimer für Eimer abschöpfen und etwas entfernt auskippen. 

Mein erstes Paar Handschuhe war schon nach kurzer Zeit völlig durchnässt. Es dauerte eine Weile, bis der Wasserstand niedrig genug war, um mit dem eigentlichen Dammbau anzufangen und das pausenlose Hin- und Herreichen von gefüllten und umgefüllten Eimern war anstrengend. Ich war froh, als wir irgendwann mit dem eigentlichen Damm anfangen und jede/r in eigenem Tempo arbeiten konnte.

Das wassergefüllte Loch

Der Damm bestand aus etwa 7 Holzlatten, die waagerecht übereinander in das Loch gesetzt und an zwei Balken festgeschraubt wurden. Damit diese im Torf haltbar blieben, wurden sie in ein Gemisch aus Sägemehl, Hackschnitzel, Wasser und Torf „eingepackt“. Einige Helfer/innen, darunter auch ich, brachten das Sägemehl-Hackschnitzel-Gemisch in Schubkarren zur Baustelle und schütteten es in die Grube, in der andere es tretend, stampfend und tanzend mit dem Torf und Wasser vermengten. 

Einige Bretter lagen als Stege und Geländer quer über der Baustelle, denn schon nach zwei Minuten steckten die Ersten fest. In einem Moment war der Boden unter einem völlig zuverlässig - dann ging man einen Schritt vor und steckte plötzlich bis zum Bauch im Schlamm. 

So arbeiteten wir am Samstag etwa 6-7 Stunden im Moor. Spätestens nach 5 Stunden war ich bereits komplett erschöpft - dass Schubkarren-Schieben so anstrengend seien kann, hätte ich nicht gedacht.

Am Sonntag arbeiteten wir nochmal eineinhalb Stunden, aber von den geplanten 3 Dämmen schafften wir nur Dreiviertel des Ersten. Laut dem Ranger, der uns anleitete, lag das an dem Wasser, das uns so lange aufgehalten hatte, aber auch insgesamt könnte man nicht alles vorhersagen. 

Am Sonntag lag eine feine Schicht Schnee über dem Moor



Er schien trotzdem zufrieden zu sein und zeigte uns am Sonntag vor der Abfahrt noch einige Moorschnucken (Schafe, die besonders gut an die Lebensverhältnisse im Moor angepasst sind), eine seltene Rinderrasse und das „Moorerweiterungsgebiet“.



Die Schafe hatten sogar Lämmer


 
Insgesamt erzählte er viele interessante Details über das Moor und seine Arbeit dort. Bis zu diesem Wochenende habe ich den Beruf Ranger/in komplett unterschätzt und sehr romantisiert gesehen. Aber jeden Tag so eine körperliche Arbeit zu machen ist anstrengend und ich hatte am Ende großen Respekt vor ihm.

Und was ist sonst mein Fazit? 

Zwischendurch hat mir die Arbeit im Moor Spaß gemacht. Und es ist spannend „Klimaschutz zum Anfassen“ zu erleben, statt immer nur Fahrrad zu fahren und Wasser zu sparen. Auch habe ich wohl noch nie so viele Menschen getroffen, die eine ähnliche Meinung zu Umweltschutz haben wie ich. Für die Plastiktüten eine absolute Ausnahme, keine Regel sind. Mit denen man nicht diskutieren muss, ob Atomkraft und fossile Brennstoffe nun nötig sind oder nicht. Das war ein ziemlich neues Erlebnis für mich, das mir Kraft und Mut gegeben hat und mir das Gefühl gegeben hat, nicht allein mit meinen Meinungen zu sein. Aber… ich habe nicht wirklich Lust, nochmal einen Damm zu bauen. Irgendwann war meine Energie weg und kam auch nicht wieder. Und am Ende hatte ich auch nicht das Gefühl, wirklich etwas geschafft zu haben. Vielleicht möchte ich so etwas nochmal machen, wenn es andere Aufgaben gibt. Aber so hat es mir nicht genug Spaß gemacht, um es zu wiederholen. 

Trotzdem gab es auch Positives und ich kann auf jeden Fall empfehlen, es zumindest mal auszuprobieren. Valete!



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