#Pferd
So schön es mit Svala auch war - am Meisten freuten wir uns auf das Reiten. Fast jeden Tag ritten entweder Papa oder Mama mit Apollo, seiner Freundin und deren Besitzerin aus.
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Apollo und seine Freundin auf der Weide. Wer ist wer? |
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Alleine der Blick machte das Reiten am Strand schon fast aus: Diese Weite, die Freiheit. |
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Am Meer wirkt alles irgendwie leer, fast schon karg. Was man sieht hat eine einfache Struktur und wirkt doch so wild und unberechenbar. |
Über ihre Ausritte kann ich nicht viel schreiben, weil ich nicht dabei war. Ich kann nur von meinen eigenen erzählen. Wie bereits erwähnt wollten meine kleine Schwester und ich ein paar Ausritte unter Leitung machen. Kaum waren wir da, wurden zuerst die Ponys verteilt: Ich durfte wieder das Gleiche wie im letzten Jahr reiten: Eine mittelgroße, braune Ponystute, „Sarai“. Ein Pferd, dem ich vollkommen vertraute. Sie lief ganz vorne in der Abteilung, direkt hinter den Großpferden.
Es ging los, zuerst ein kurzes Stück über Graswege, an einem Ententeich vorbei und über ein paar Straßen. Dann bogen wir in einen kleinen Wald ein. Auf dieses Stück hatte ich mich schon gefreut. Der Wald wirkte schon letztes Jahr wie verwunschen auf mich. Die weißen Stämme hätte man mit einer Hand umschließen können, sie bildeten abstrakte, verwinkelte Formen. Die Bäume reichten nur ein paar hundert Meter weit, aber das genügte, um mich erneut zu verzaubern.
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Ein Ausschnitt des verzaubernden oder verzauberten Waldes |
Kein Mal erschreckten sich die Ponys auf dem Weg. Keine Unebenheit auf dem Pfad irritierte sie, ich glaube den Weg hätten sie auch alleine gefunden.
Und dann ging es in die Dünen. Denn, die Strecke am Strand war genau genommen „nur“ der Höhepunkt des Ausritts. Vorher und nachher ritten wir insgesamt deutlich länger. Die Höhenumschwünge in den Dünen sind unglaublich: Manchmal führte der Weg auch einfach über Ebene aber dann war man zack wieder in den Hügeln.
Meistens ging es nicht über eine Düne, sondern zwischen Zweien hindurch. Teilweise befürchtete man, der Weg wäre zu eng, und die breiten Pferde würden nicht hindurchpassen. Aber alles passte:). Mal ragten die grasbewachsenen Sandberge neben mir nur bis zu Sarais Widerriss, mal über meinen Kopf hinweg. An einigen Stellen ging es rechts vom Weg hoch und links vom Weg brach der Boden steil ab. Ich wusste, das Sarai und die Rittleiterin sich gut auskannten, ich hatte keine Angst aber die steilen Hänge blieben mir gut vor Augen.
Ranken, Dornen und lange Gräser peitschten immer wieder gegen unsere Beine, ständig ging es auf und ab. Ich war bemüht, mich nach hinten zu lehnen oder nach vorne zu beugen, um Sarai den Auf- und Abstieg zu erleichtern. Zuhause kenne ich mich bei den Blumen und Bäumen ein wenig aus, aber die Pflanzen hier waren mir fremd. Einige lernte ich im Urlaub kennen.
Wie kann diese hügelige, buschige Landschaft in den weiten, platten Strand übergehen? Ganz abrupt. Ganz plötzlich. In einem Moment ritten wir noch eine besonders steile Dünenreihe hinauf - im nächsten sahen wir das Meer. Es ist kein Wunder, das „Berg“ und Meer hier so nah sind: Dadurch, dass es im Meer keine Bäume gibt, kann der Wind dort ungezähmt entlangstreifen. So wehte er den Sand zu großen Hügeln auf. Die Wurzeln von Gras und Büschen halten die Dünen zusammen.
Die Pferde sanken plötzlich tief ein, als sie die Düne hinunterkletterten. Der tiefe Sand war hier sehr locker. Zuerst sah man nur den Strand, da wir stets bei Niedrigwasser ritten. Und an einem Tag konnte man auf dem Boden etwas wunderschönes beobachten: der Wind wehte die oberste Sandschicht in länglichen Mustern über den Boden. Zum Glück sind Pferdehufe hart, sonst wäre das sicher unangenehm gewesen. Das erinnerte schon fast an Wellen!
Die sahen wir aber erst später. Wir ritten immer geradeaus und trabten zwischendurch an. Da musste auch die Reihenfolge nicht mehr streng eingehalten werde. Kaum das sie angetrabt war, lief Sarai an ihrem Vordermann vorbei und lief etwa auf gleicher Höhe, aber mit Abstand, neben ihm. Der Wind rauschte in den Ohren und dann wurde galoppiert! Sarai versuchte, unsere Reitführerin zu überholen, erst versuchte ich, sie zu halten, aber dann sagte diese, ich solle sie locker lassen. Ich ging in den leichten Sitz und sah plötzlich außer Sarais Ohren kein Pferd mehr. Bei den nächsten Malen wusste ich, dass das nicht falsch war, konnte mich entspannen und ließ sie laufen. Ich wusste, dass hinter mir noch andere waren. Ich schaut mich immer kurz um und sah: „Citas Ohren sind noch da, ich bin nicht zu weit weggaloppiert“, aber trotzdem, allein dadurch, dass ich vor mir keine anderen sah fühlte es sich so an, als wären ich und Sarai allein unterwegs. Ihre Hufe donnerten laut über den festen Sand unter ihnen. Es war einfach traumhaft und wunderschön. So eine Freiheit, die einen überkam, durch Sarais Geschwindigkeit und auch dadurch, dass es außer den Dünen auf der einen Seite keine Grenzen gab. Ich werde für immer wie von selbst lächeln, wenn ich daran denke.
Irgendwann parierte die Gruppe durch, irgendwie fand sich das so, ohne das sich groß abgesprochen wurde. Dann ging es im Schritt durchs Wasser.
Je nachdem, wie tief man ritt, zwischendurch spritzte das Wasser bis ans Knie. Es war ein tolles Geräusch, wie die Hufe durchs Wasser platschten. Sie wirbelten den Sand auf, sodass das Wasser nicht mehr durchsichtig war. Aber keiner scheute vor den Wellen. Es ist sehr praktisch, so erfahrene, bzw. routinierte Pferde zu haben. Doch irgendwie fehlte mir, dass sich Sarai mal umschaute und mehr tat, als zu laufen. Echtes Interesse an ihrer Umgebung zeigte sie irgendwie kaum, außer wenn sie Blätter abrupfte, um sie zu fressen. Wenn man nur aufs Wasser und den Pferdehals schaut, bekommt man schnell das Gefühl, das Pferd würde sich seitlich auf den Strand zubewegen. Immer wieder schaute ich zu einem Pferd vor mir, um mich nicht zu sehr irritieren zu lassen.
Bei einem Ausritt trafen wir sogar zufällig auf Mama, Papa und Svala. Und Mama entdeckte bei einem Ausritt ebenfalls ein Tier…
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Ein junger Heuler!
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Lange, bevor wir in der Nähe des Heulers waren, wendeten wir und wieder den Dünen zu. Wären wir zwischen Seehundkind und Meer langgeritten oder hätten das Junge sogar berührt, hätte seine Mutter es nie wieder gefunden.Diese Ausritte waren wunderschön und traumhaft, sie werden immer sehr real in Erinnerung bleiben. Es ist ein sehr besonderes Erlebnis für jeden Reiter. Beim Reiten kann man zu wundervolle Erfahrungen sammeln, weil man sie nicht allein sammelt. Diese Verbundenheit mit einem Pferd nimmt man gerade am weiten Meer noch mal ganz anders wahr. Man muss nicht beschreiben was man fühlt, man kann einfach das Gefühl mit ihm teilen. Und der Galopp am Strand - dafür bin ich Sarai sehr, sehr dankbar.
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