#Kaninchen
#Philosophie/Fantasie
Wenn es mir nicht gut ging, ich weinen oder jemandem etwas Schlimmes erzählen wollte, waren die Kaninchen schon sehr bald, nachdem ich sie bekam, genau die Richtigen. Schon wenn ich in der Grundschule Probleme hatte, bin ich zu ihnen gegangen. Habe mich in den Auslauf gesetzt, zwischen Stroh, Wind und Wetter und habe losgeweint oder ihnen erzählt, was so schlimm war. Das mache ich manchmal noch immer, weil es einfach völlig anders ist, als mich in mein Zimmer zu setzen, oder in den Wald.
Die Kaninchen geben keine klugen Ratschläge. Sie reden mir nicht ein, dass ich übertreibe, dass ich das alles falsch sehe oder sonst was. In solchen Situationen kann man manchmal nichts Tröstendes sagen, und die Kaninchen sind gar nicht in der Versuchung es zu tuen. Aber sie sind da. Sie können ja nicht weg. Sie sitzen im Stall vor mir und ich hatte oft das Gefühl, dass Hoppel und die anderen mir wirklich zuhörten. Das war ein gutes Gefühl, und irgendwann konnte ich aufhören, traurig zu seien.
Ich weiß nicht, ob sie mich verstanden haben. Wie viele Gefühle von mir sie wahrnehmen und ob sie darüber nachdenken. Gut möglich, dass ich mir das zuhören auch nur eingebildet habe. Aber sie saßen da und schauten mich an, und ihre Anwesenheit hat so oder so geholfen. Im Auslauf ist es immer ruhig, aber nicht völlig still, und das ist in solchen Momenten genau richtig für mich. Bei Stella denke ich manchmal auch, dass es sie überhaupt nicht interessiert. Sie fängt an sich zu putzen und beachtet mich nicht wirklich, mit mir ist dann ja auch nichts Nützliches anzufangen. Trotzdem ist sie nicht herzlos und trotzdem hilft die Atmosphäre im Gartenhaus dann, mich wieder zu beruhigen.
Jetzt konnte ich beobachten, wie Miro darauf reagiert, wenn es mir nicht gut geht. Als ich mich weinend auf ein Holzhäuschen vor ihren Stall setzte, saß er in der oberen Etage dieses Stalls.
Ich hatte das Gefühl, wirklich Gedanken und Gefühle in seinen Augen und seiner Haltung erkennen zu können. Er wirkte nicht teilnahmslos wie Stella. Wirkte er irritiert? Ein wenig vielleicht. Und irgendwie hilflos, überfordert. Anscheinend konnte Miro nicht ganz verstehen, was mit mir los war und was er tuen sollte. Also saß er oben im Stall, mich im Blick und in einer Haltung in der er schnell überall hinkonnte. Und so beobachtete er mich und wartete erstmal ab, was passierte. Aber er schien deutlich zu merken, dass etwas nicht stimmte.
Nach einer Zeit, als ich mich etwas beruhigte kam er vorsichtig die Rampe heruntergehoppelt und sah mich an. Ich meinte, dass sein Blick etwas Fürsorgliches, Besorgtes hatte. Immer noch etwas überfordert mit der Situation und unsicher, wie er reagieren sollte, aber als würde er wissen wollen, wie es mir ging. Er schaute mich auch nicht direkt an, sondern in den Raum, als wolle er die Atmosphäre verstehen. Und dann setzte er eine Pfote aus dem Stall und zog sie zurück, als wäre er unsicher, ob er zu mir kommen sollte.
Sein Verhalten hat mich fast wieder zum Weinen gebracht. Habe ich mir die Gefühle in Miros Blick nur eingebildet? Erinnere ich mich jetzt, wo ich die Gedanken aufschreiben will noch richtig? Möglich, aber es muss nicht seien. Aber wenn ich sie mir nicht eingebildet habe, was ich mir gut vorstellen kann, dann hat mein Kaninchen menschliche Emotionen wahrgenommen und versucht zu reagieren. Ja, ich möchte glauben, dass meine Kaninchen meine Gefühle bemerken und interessieren. Und warum nicht? Ist es in Ordnung, Miros Sensibilität und Gefühle so rational anzuzweifeln? Nein.
Ich glaube, dass er meine Traurigkeit wahrgenommen hat, dass er mich vielleicht sogar trösten wollte. Dass ich ihm nicht egal war und dass er tiefere Emotionen verspürt, als wir Menschen den Tieren immer zutrauen.
Meine Kaninchen bringen mir Glück. Und sie helfen, wenn ich traurig bin manchmal mehr als Menschen. Weil sie da sind. Tiere sind Seelsorger ohne dafür etwas lernen zu müssen, weil sie nunmal Tiere sind. Und einige können es besonders, weil sie sehr sensibel auf menschliche Gefühle reagieren. Ich brauche meine Kaninchen einfach und weiß nicht, wie ich in meinem Leben auf sie verzichten könnte.
Miro wohnt noch nicht so lange bei uns wie Stella:
https://dietiereichundmeinefantasie.blogspot.com/2021/05/miro-kommt.html